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Bio-Schweinefutter im Wandel: Soja für die Sauen

Ferkel und säugende Sauen vollwertig und nach Bio-Standards zu ernähren, wird zu einer Herausforderung. Soja kann eine Lösung sein, doch Anbau und Aufbereitung müssen stimmen.

Lesezeit: 8 Minuten

Der Bericht ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 07/2020.

Der Einsatz heimischer Körnerleguminosen in der Schweinefütterung befindet sich im Wandel. Denn eine Reihe von Herausforderungen zwingt Bio-Schweinehalter, ihre Fütterungsstrategien anzupassen. Deshalb muss sich auch der Anbau heimischer Körnerleguminosen verändern. Damit hat sich das Forschungsprojekt DemoNetErBo befasst (siehe Seitenende unten).

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Die Bioland Beratung hat als Projektpartner mitgewirkt. Bio-Schweinehalter müssen mit ihren Fütterungskonzepten auf eine Reihe von Veränderungen reagieren: Die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher, die neue EU-Ökoverordnung sieht vor, dass konventionelle Futterkomponenten in den nächsten Jahren schrittweise aus den Rationen verschwinden, und die neue Düngeverordnung zieht die Grenzen der Nährstoffbilanz enger. Hinzu kommen die Anforderungen des Handels.

Kunden sind anspruchsvoll

Einen immer größeren Anteil der Bio-Mastschweine vermarktet der Lebensmitteleinzelhandel als Frischfleisch. Die Abnehmer stellen an den Schlachtkörper dieser Tiere die gleichen Anforderungen wie an konventionelle Ware. Gefordert ist also ein geringer Speckanteil, eine gute Ausprägung der fleischreichen Edelteile und eher niedrige Schlachtgewichte. Abweichungen von diesen Standards werden mit durchaus spürbaren Preisabschlägen geahndet.

Um diesen Anforderungen des Handels gerecht zu werden, verwenden auch Bio-Schweinemäster eine Genetik, die zuverlässig hohe Magerfleischanteile sicherstellt. Diese Tiere stellen aber auch hohe Ansprüche an die Fütterung, an die Energiedichte und Ausstattung mit Aminosäuren.

Um die dafür notwendigen Futterpflanzen anzubauen, müssen sich ökologisch wirtschaftende Landwirte mit zahlreichen Veränderungen auseinandersetzen.

Klimawandel verändert Anbau

Ausgeprägte und langanhaltende Perioden mit Trockenheit, Extremwetter sowie steigende Durchschnittstemperaturen sind Erscheinungen des Klimawandels. Sie wirken sich auf den Anbau heimischer Körnerleguminosen aus. Die Erträge von Bohnen, Erbsen und Lupinen werden unsicherer. Außerdem glauben Praktiker zu beobachten, dass der Gehalt antinutritiver Substanzen bei einigen Sorten unter bestimmten Umständen wie extremem Trockenstress steigt. Dies verschlechtert die Futteraufnahme.

Extremwetter und Trockenheit verstärken auch den Effekt der Leguminosenmüdigkeit. Damit beschreiben Ackerbauern einen Komplex aus verstärkter Anfälligkeit für Krankheiten und Pflanzenschädlinge und anderen Anbauproblemen. Der Leguminosenmüdigkeit begegnen Bio-Bauern durch weite Abstände in der Fruchtfolge.

Wertvolle Komponenten entfallen

Die Lücke in der Eiweißversorgung der Monogastrier in der Öko-Tierhaltung, die oft erwähnt wird, gibt es eigentlich nicht. Korrekter wäre, von einer Lücke in der Versorgung mit essenziellen Aminosäuren zu sprechen. Denn es fehlen insbesondere schwefelhaltige Aminosäuren wie Methionin und Cystin.

Als essenziell werden sie bezeichnet, weil Schweine im Gegensatz zu anderen Tierarten nicht in der Lage sind, diese Aminosäuren selbst herzustellen. Eine ausreichende Versorgung damit ist in der Bio-Schweinehaltung von besonderer Bedeutung, weil Methionin zur Bildung von Antikörpern benötigt wird und damit unverzichtbar für ein funktionierendes Immunsystems ist.

Erbsen und Bohnen liefern zwar ausreichend essenzielle Aminosäuren, um ältere Tiere in der Endmast oder tragende Sauen vollständig zu versorgen. Den Bedarf junger oder säugender Tiere können diese heimischen Leguminosen aber nicht decken, wenn man nicht einen enormen Überschuss von Rohprotein in der Ration in Kauf nimmt.

Bisher ist es möglich, Rationen zu gestalten, die im Wesentlichen auf regional erzeugten Erbsen oder auch Bohnen basieren, indem beispielsweise konventionelles Kartoffeleiweiß (KEW) die fehlenden Aminosäuren ergänzt. Denn KEW enthält in erheblichen Umfang leicht verdauliches Methionin. Die Ergänzung mit KEW führt zu ausbalancierten Rationen, mit denen eine bedarfsgerechte Fütterung ohne schädlichen Überschuss an Rohprotein gelingt. Die dafür notwendige Menge KEW ist oft deutlich geringer als es die gesetzlichen Grenzen zulassen.

Wenn Bio-Schweinehalter künftig darauf verzichten, wird es notwendig, andere hochwertige Eiweißkomponenten in größerem Umfang zu verwenden, um die Tiere bedarfsgerecht zu ernähren.

Verordnung belohnt Effizienz

Die neue Düngeverordnung enthält eine entscheidende Änderung, die auch Bio-Bauern unbedingt beachten müssen. Das Kernstück der neuen Verordnung ist die Pflicht für alle Betriebe mit mehr als 20 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, ab 2023 eine Stoffstrombilanz zu erstellen. Damit verbunden sind Obergrenzen für Stickstoff und Phosphor je Hektar, die CC-relevant sind.

Anders als beim Nährstoffvergleich wird bei der Stoffstrombilanz nicht mit standardisierten Werten je Tierplatz gerechnet – egal, ob konventionell oder ökologisch gewirtschaftet wird. Sämtliche stickstoff- und phosphorhaltigen Zugänge in den Betrieb werden kilogrammgenau erfasst und nach festgelegten Werten in Phosphor- und Stickstoff-Zufluss umgerechnet. Dazu zählen Tiere, Futter, Saatgut, Stroh, aber auch der Luftstickstoff, den Leguminosen sammeln.

In gleicher Weise fließen Abgänge aus dem Betrieb in die Stoffstrombilanz ein, also beispielsweise verkaufte Tiere oder Getreide. Im Saldo müssen Phosphor und Stickstoff unter bestimmten Grenzwerten bleiben, ansonsten riskieren Betriebsleiter die Kürzung von Prämien.

Diese Änderung wird Bio-Tierhalter deutlich härter treffen als ihre konventionellen Kollegen. Dafür gibt es mehrere Gründe: So sind den N- oder auch P-reduzierten Futtermitteln und Fütterungsstrategien in der Öko-Tierhaltung sehr enge Grenzen gesetzt, weil Bio-Futtermittel keine synthetischen Aminosäuren oder auch Phytasen enthalten dürfen. Entsprechend ist der Rohproteingehalt von Öko-Futtermitteln, der für die Berechnung relevant ist, in der Regel deutlich höher als der von N- und/oder P-reduzierten, konventionellen Futtermitteln.

Zudem ist die Ausfuhr von N oder P aus Bio-Betrieben geringer, weil Bio-Ferkel länger saugen dürfen. Dadurch schlägt eine geringere Anzahl verkaufter Ferkel je gehaltener und gefütterter Sau zu Buche.

Und die Haltungsform, die den Tieren viel Auslauf, Bewegung und in vielen Fällen Außenklima bietet, bringt es mit sich, dass die Tiere das Futter schlechter verwerten als in der konventionellen Tierhaltung. Zusätzlich verschlechtern die geringeren Erntemengen im Ökolandbau die Stoffstrombilanz.

So zwingt die neue Düngeverordnung ökologisch wirtschaftende, flächenarme Betriebe dazu, Eiweißfuttermittel möglichst effektiv einzusetzen. Dies gelingt mit einer hohen Verfügbarkeit und Verdaulichkeit des Rohproteins und einer Fütterung, die zur jeweiligen Wachstumsphase passt.

Regionale Strukturen zu schaffen und zu nutzen, ist für Öko-Bauern selbstverständlich. Das gilt für die Beschaffung von Rohprodukten wie auch bei der Vermarktung. So wünschen es die Verbraucher und dieser Regionalbezug schützt vor Skandalen. Zudem ist dieses Prinzip in den gesetzlichen Rahmenbedingungen verankert. Allerdings begrenzen sowohl der Klimawandel als auch die Leguminosenmüdigkeit die Möglichkeiten, heimische Leguminosen anzubauen.

Die geringe Selbstverträglichkeit macht weite Fruchtfolgen notwendig und beschränkt damit die Anbaufläche für Erbsen, Bohnen und Lupinen.

Sorten für Futterzwecke wählen

Für den Anbau der Futterpflanzen wird sich die Sortenwahl den Veränderungen anpassen. In Zukunft wird das mögliche Ertragspotenzial unter optimalen Bedingungen seltener den Ausschlag geben. Wichtiger wird eher die Fähigkeit einzelner Sorten, unter erschwerten klimatischen Bedingungen zuverlässig Ertrag zu bilden.

Bio-Tierhalter müssen darüber hinaus beim Anbau für die Fütterung darauf achten, dass die gewählten Sorten nicht nur hohe Proteinerträge, sondern auch hohe Eiweißgehalte mit einem wertvollen Aminosäuremuster in der Frucht bilden. Darauf muss dann auch die Kulturführung mit Schwefeldüngung hinarbeiten.

Erbsen, Bohnen und Lupinen liefern ausreichend Aminosäuren, um den Bedarf tragender Sauen und von Schweinen in der Endmast zu decken. Um aber junge Tiere und säugende Sauen ausreichend und zugleich effizient mit Eiweiß zu versorgen, sind Futterkomponenten mit einem höheren Anteil schwefelhaltiger Aminosäuren unentbehrlich. Dafür kommen Sojabohnen und deren Verarbeitungsprodukte in Frage, aber auch Ölkuchen beispielsweise aus Raps oder Sesam. Die Rohstoffe für diese Ölkuchen wachsen in der Regel nicht regional.

Soja als Perspektive

Anders verhält es sich mit der Sojabohne: Diese Leguminose profitiert von den klimatischen Änderungen, die beim Anbau anderer Leguminosen Probleme bereiten, und gedeiht in immer mehr Regionen Deutschlands.

Die Pflanzenzüchtung unterstützt diese Entwicklung. Immer mehr Landwirte erkennen diese Chance und sammeln Erfahrungen mit dem Anbau dieser Körnerleguminose, die deutlich besser selbstverträglich ist als andere Körnerleguminosen. So interessant die Sojabohne in der Fütterung ist, mit ihrem Anbau sind neue Herausforderungen verbunden. Denn anders als Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen ist eine Aufbereitung des Erntegutes absolut unerlässlich.

Die thermische Behandlung, das Toasten, ist notwendig, um das Pflanzeneiweiß für die Tiere verfügbar zu machen. Der hohe Ölgehalt stellt eine weitere Hürde dar: Erst nach dem Entölen können die entstandenen Sojakuchen in sinnvollen Mengen in die Futterrationen, ohne dass die Fettqualität leidet.

Verarbeitung ist notwendig

Die neue Düngeverordnung, aber auch die Anforderungen der Abnehmer üben erheblichen Druck auf Bio-Schweinehalter aus, Eiweißfuttermittel möglichst effizient einzusetzen. Effizient ist eine Fütterung mit hohen Anteilen verdaulicher Aminosäuren in der Ration, mit ausgeglichenen Rationen und geringem Rohproteinüberhang, die zu jeder Zeit zum Alter der Tiere passen.

Weil KEW nicht mehr zur Verfügung steht, wird es schwieriger, Rationen mit Erbsen oder auch Bohnen als wesentlichen Eiweißkomponenten so aufzuwerten, dass ein ausgeglichenes Aminosäurenverhältnis gelingt. Den Eiweißbedarf der Tiere im Ökolandbau im Wesentlichen mit heimischen Körnerleguminosen zu decken, ist erstrebenswert.

Gelingen wird dies nur, wenn die Sojabohne als Komponente eine feste Rolle spielt. Dafür wird es notwendig sein, Strukturen nicht nur für die Produktion und Vermarktung aufzubauen, sondern die Verarbeitung ebenfalls zu etablieren.

Initiative für Eiweißforschung

Das Projekt „Modellhaftes Demonstrationsnetzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Leguminosen mit Schwerpunkt Erbsen und Bohnen in Deutschland“ wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Bundestages im Rahmen der BMEL- Eiweißpflanzeninitiative gefördert. Ziel ist, Anbau und Verarbeitung dieser beiden Kulturen in Deutschland zu unterstützen sowie Nachfrage und Angebot zusammenzubringen. Unter der Leitung des hessischen Landesbetriebs Landwirtschaft (LLH) sind deutschlandweit 75 landwirtschaftliche und verarbeitende Demonstrationsbetriebe aus zehn Bundesländern sowie weitere bundesweit agierende Partner für das Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne (DemoNetErBo) aktiv.

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