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topplus So bewältigen Landwirte die Krise

Reifer Spargel und fehlende Helfer

Der Spargelbetrieb Garlipp aus Sachsen-Anhalt hat turbulente Wochen hinter sich. Die Familie hatte sich bereits gedanklich auf „Wir ernten nicht“ eingestellt. Doch es kam zum Glück anders.

Lesezeit: 4 Minuten

Es ist Mitte März. Das Wetter sorgt in diesem Jahr für eine zeitige Spargelernte. Die Saisonarbeitskräfte können eher kommen, um die ersten Stangen zu stechen. Doch die startende Corona-Pandemie macht dem Betrieb Garlipp aus Sachsen-Anhalt einen Strich durch die Rechnung.

Arne Garlipp (29) bewirtschaftet zusammen mit seinem Vater Tim (56) einen Familienbetrieb mit rund 65 ha Spargel in Schelldorf in der Altmark. Auf dem Spargelhof sind jährlich rund 80 Erntehelfer aus Rumänien im Einsatz. Eigentlich. In diesem Jahr ist alles anders. Wie viele andere Sonderkulturbetriebe probieren Garlipps, bereits Mitte März ihre Erntehelfer per Bus anreisen zu lassen. Doch das ist zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr möglich. „Die Ereignisse überschlugen sich täglich“, schildert der Junglandwirt. Der Plan B des Spargelbetriebes: Die Erntehelfer per Flugzeug einreisen lassen. Doch: „Der erste Flug wurde storniert. Der nächste Flug drei Tage später wurde auch gecancelt“, erinnert sich Arne Garlipp.

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Am 25. März erreicht die Familie dann die Nachricht, dass die Bundesregierung die Einreise von Erntehelfern verwehrt. Zu dem Zeitpunkt dürfen rumänische Bürger jedoch noch ohne weitere Formulare in die Niederlande einreisen. Garlipps buchen voller Zuversicht für ihre 80 Erntehelfer einen Flug ins niederländische Eindhoven. Die Lage spitzt sich jedoch weiter zu. Die rumänischen Saisonkräfte bekommen Angst. „Es kam ihnen komisch vor, über Holland nach Deutschland zu reisen“, so Garlipp. Noch am Nachmittag des gleichen Tages sagen zwei Drittel seiner Erntehelfer ab.

Diese Nachricht ist für den Sonderkulturbetrieb wie ein Schlag ins Gesicht. Gedanklich verabschieden sie sich von der Ernte 2020. Die Hoffnung war da, dass eventuell ab Anfang Mai die späten Spargelanlagen beerntet werden können, falls bis dahin die Einreise wieder möglich ist. Am dritten April kommt dann die erlösende Nachricht. 80 000 osteuropäische Helfer dürfen unter strengen Auflagen per Flugzeug einreisen. Sechzig von Garlipps Erntehelfern sitzen in den ersten drei Flugzeugen nach Deutschland. Viele davon sogar aus der jährlichen Stammbesetzung. Die Flugtickets von je 280 € muss der Familienbetrieb selbst tragen. Mit insgesamt zwölf Neunsitzern holt der Betrieb am achten April seine Saisonkräfte aus Hamburg ab.

Strikte Regeln

Die Auflagenliste für die Unterbringung und das Arbeiten der Rumänen auf den Feldern ist lang.

Eine normale Saison ist es nicht, aber es läuft besser als gedacht“, ist Garlipp zuversichtlich.

Der Betrieb muss deutlich mehr Wohncontainer mieten. Alle Erntehelfer müssen in eine 14-tägige Quarantäne. Die Rumänen dürfen arbeiten, aber nicht das Betriebsgelände verlassen. Garlipps stellen für die Zeit extra eine Arbeitskraft ein, die die Supermarkteinkäufe der Saisonarbeiter übernimmt.

Keine einheimischen Helfer

Dem Familienbetrieb fehlen letztendlich rund 20 Arbeitskräfte. Der Hof erhält zahlreiche Anrufe von Stammkunden, Studenten und anderen Bürgern aus der Region. „Alle wollten uns helfen“, freut sich der Junglandwirt. Die diesjährige Ernte mit einheimischen Kräften zu starten, ist für den Sonderkulturbetrieb jedoch von Anfang an keine Option. Vor über zehn Jahren war der Hof noch gesetzlich verpflichtet, einen gewissen Anteil an deutschen Arbeitslosen auf den Feldern zu beschäftigen. Aus diesen Erfahrungen kennt insbesondere Vater Tim Garlipp die Schwierigkeiten. „Unsere Gesellschaft kann diese Arbeit nicht mehr. Wir haben nicht mehr den Belastungsgrad“, ist er sich sicher.

Der Spargelbetrieb hat das Ostergeschäft verpasst. Er muss spürbare Mehrkosten in diesem Jahr schultern. Trotzdem ist die Familie optimistisch: „Anderen Branchen geht es deutlich schlechter.“ Alle Verkaufsstände sind offen und der Absatz ist gut.

Garlipps verkaufen den Großteil ihres Spargels über eigene Verkaufsstände. Der Einbruch durch die Schließung der Gastronomie ist für den Betrieb von daher nur gering. Zudem bringe der Spargelverkauf für die Menschen ein Stück Normalität. „Es ist Frühling, die Verkaufshütten öffnen und der Spargel schmeckt so lecker wie jedes Jahr“, freut sich Arne Garlipp.

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