Rund 200 Wissenschaftler demonstrierten am Freitag (15.11.) schweigend vor dem Bundeskanzleramt gegen die „unzureichende Klimapolitik der Bundesregierung“. Ihr Motto: „Es wurde alles gesagt! Jetzt handeln!“. Als Ausdruck ihrer Sprachlosigkeit angesichts des ihrer Meinung eklatanten Regierungsversagens überklebten zahlreiche Teilnehmende ihre Münder mit Klebeband. Unterstützung erhalten sie vor Ort von etwa 400 AktivistInnen des Klimastreiks, die sich unter dem Motto „Unite behind the science“ hinter die Wissenschaftler stellen. „Als Wissenschaftler kann man nur mit Entsetzen feststellen, dass die Bundesregierung mit dem aktuellen Klimapaket das Erreichen sämtlicher Klimaziele aufgegeben hat“, kommentiert Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin die Aktion über Social Media. Dabei seien die Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise bekannt und bezahlbar. „Nun bedarf es konkreter Maßnahmen für mehr Klimaschutz“, ergänzt Dr. Philip Bedall, Referent für Energiepolitik am Umweltinstitut. „Dazu zählt der Kohleausstieg bis spätestens 2030, das sofortige Verbot neuer Ölheizungen und der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor.“
Regierung ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse
Seit Jahren würden Wissenschaftler auf die katastrophalen Auswirkungen einer ungebremsten Erderwärmung hinweisen. Doch trotz der eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse beschließe die Bundesregierung die wesentlichen wirksamen Maßnahmen nicht. Die durch das Pariser Klimaabkommen gesetzten Grenzen würden weit verfehlt. Das Klimapaket der Großen Koalition entschärfe die Klimakrise nicht. Der Zeitplan für den Kohleausstieg sei vollkommen unzureichend.
Dass nun auch Wissenschaftler demonstrieren, kommentiert die Präsidentin des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) Prof. Jutta Allmendinger: „Es ist weder verwerflich, noch schadet es der wissenschaftlichen Integrität, wenn sich Wissenschaftler über Fachgrenzen zusammentun und gemeinsam mit der jungen Generation den Druck auf die Politik erhöhen“.