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Aldi plant Preissenkung bei Wurst

Aldi will die Wurstpreise Ende nächster Woche senken, weil der Fleischmarkt so schwach sei. Berichten zufolge sollen auch die Lieferanten rückwirkend zum 1. Mai auf Geld verzichten.

Lesezeit: 4 Minuten

Während in Gesellschaft und Politik aktuell über Missstände in der Fleischbranche debattiert wird und die Grünen eine Fleischsteuer empfehlen, plant der Discounter Aldi eine Preissenkung bei gekühlten Wurstwaren.

Wie die Lebensmittelzeitung zuerst berichtete, wollen Aldi Nord und Aldi Süd am 29. Mai die Preise für Wurst senken und auch die Einkaufspreise rückwirkend zum 1. Mai reduzieren. Als Begründung habe der Discounter den geschwächten Fleischmarkt angeführt. Der Zeitung bestätigte das Unternehmen, mit seinen Lieferanten über eine vorübergehende Änderung des bisherigen Ausschreibungsprozesses zu sprechen.

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Auf Nachfrage von top agrar online teilte Pressesprecher Christian Salmen aus der Zentrale in Essen mit, dass es für Aldi "ureigene Aufgabe" sei, als Händler und Discounter Kosten- und Preisvorteile an die Kunden weiterzugeben. Dies habe Aldi schon immer gemacht.

„Grundsätzlich möchten wir festhalten, dass wir uns wie jeder andere Händler auch bei jedweden Preisausschreibungen an den durch Angebot und Nachfrage geprägten Niveaus orientieren. Die aktuelle Thematik betrifft gekühlte Wurstwaren und nicht Frischfleisch. Letzteres wird in einem anderen Ausschreibungsmodus verhandelt. Anders als bei verschiedenen anderen Produktkategorien, werden die Preise bei Wurstwaren zwischen den Verhandlungspartnern fortlaufend im Dialog bewertet. Preise werden hier dann verhandelt, wenn der Markt sich spürbar nach oben oder unten bewegt. Das heißt, bei bestimmten Ausschlägen bzw. Entwicklungen regt entweder die Industrie oder der Handel eine Anpassung der Preise an, sei es nach oben oder unten. Dies ist lang gelebte Praxis und geschieht in der Regel in partnerschaftlichem Einvernehmen“ so Salmen gegenüber top agrar weiter.

Seit Anfang des Jahres sehe man bei verschiedenen Warengruppen bzw. auf bestimmten Rohstoffmärkten signifikante Preisbewegungen; die Entwicklungen seien sehr volatil und erratisch, ihr weiterer Verlauf sei derzeit nicht belastbar vorherzusagen. Aus diesem Grund habe man bei Anbietern von Wurstwaren hinterfragt, ob in dieser Situation das bisherige Ausschreibungsverfahren beibehalten, oder ein an die dynamischen Märkte angepasstes und damit flexibles, pragmatisches Vorgehen eingeschlagen werden sollte. „Wir haben dabei explizit betont, dass der Vorschlag sowohl steigende als auch sinkende Preisniveaus betrifft, also keine „Einbahnstraße“ ist. Uns war wichtig klarzustellen, dass bei einer Beruhigung der Märkte eine Rückkehr zum bisherigen Procedere besprochen werden sollte“, erklärt Salmen weiter.

Aldi hat zwar schnell geantwortet, weicht aber konkreten Fragen aus. Folgende Fragen hat top agrar an Aldi gerichtet:

  1. Aldi fordert niedrigere Fleischpreise. Wie begründen Sie das?
  2. Sie nutzen eine durch die Coronakrise hervorgerufene Absatzschwäche, um eine Preissenkungsrunde einzuläuten. Finden Sie das fair?
  3. Sie fordern sogar eine rückwirkende Reduzierung der Einkaufspreise. Ist diese nicht eine sehr einseitige Sichtweise, die nur die Belange der Verbraucher berücksichtigt? Was ist mit den Bauern, deren Produktionskosten sind durch Corona nicht gesunken?
  4. Aldi setzt sich im Rahmen der Initiative Tierwohl dafür ein, dass das Tierwohlniveau in Deutschland steigt. Wie passt Ihre Forderung nach billigerem Fleisch mit Ihrem Engagement für mehr Tierwohl zusammen?
  5. Wenn die Schweinepreise stark steigen, werden die Verbraucherpreise nur zögerlich angepasst. Warum?
  6. Sie fordern wegen des volatilen Marktes ein flexibleres Ausschreibungsverfahren. Über welche Zeiträume laufen die Ausschreibungen bisher? Was wollen Sie künftig konkret ändern?

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Tierschutzbund: „Völlig falsches Signal“

„Offenbar völlig unbeeindruckt von den Missständen in den Schlachthöfen und der generellen Debatte um mehr Tierwohl in der landwirtschaftlichen Tierhaltung, will Aldi die Preise für Fleisch und Wurst senken - und gibt damit ein völlig falsches Signal!“, kommentuert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, den Plan.

Mit seiner Billigpreispolitik hätten der Handel und allen voran die Discounter die Preise für tierische Produkte jahrzehntelang gedrückt und Verbraucher mit Billigpreisen gelockt. Die Tatsache, dass viele Verbraucher bis heute nicht bereit sind, für Fleisch und tierische Produkte mehr zu zahlen, gehe auf das Konto von Aldi und Co.

„Einzelne Vorstöße des Konzerns, hin zu einem Mehr an Tierschutz, wirken angesichts der aktuellen Forderung nach einer Preissenkung unglaubwürdig. Wer nur den Profit sieht und die Marktlage ausnutzt, jegliche Missstände offenen Auges ignoriert und Verbrauchern Fleisch und Wurst als Ramschware anpreist, der offenbart das Fehlen jeglichen Verantwortungsbewusstseins: für die Landwirte, die Lohnarbeiter und für die Tiere!", so Schröder.

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