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Pflanzenschutz Statistik

Absatz an Pflanzenschutzmitteln auch 2019 gesunken

Im letzten Jahr haben die deutschen Bauern 6,7 % weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Neben Bemühungen zur bewussten Reduktion war dafür aber auch das trockene Wetter mit ein Grund.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Absatz an Pflanzenschutzmitteln in Deutschland ist auch im Jahr 2019 weiter gesunken. Das geht aus dem entsprechenden Jahresbericht zum Absatz an Pflanzenschutzmitteln hervor, den Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.

Die Menge an verkauften Pflanzenschutzmitteln im Inland ist danach im Vergleich zum Vorjahr um etwa 6,7% gesunken. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die trockene Wetterlage. Der Absatzrückgang ist weitgehend auf die geringere Nachfrage nach Herbiziden (Rückgang um 6,5%) sowie Fungiziden (Rückgang um 10%) zurückzuführen, hieß es auf der Pressekonferenz.

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Glyphosat nach wie vor meist verkauftester Wirkstoff

BVL Präsident Cramer und Landwirtschaftsministerin Klöckner hoben insbesondere der Rückgang bei Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat hervor. Der Absatz hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 11,3% verringert. Damit werde der generelle Abwärtstrend, der für Herbizide im Allgemeinen und Glyphosat im Speziellen seit 2012 zu beobachten ist, weiter bestätigt. Nach wie vor sei Glyphosat neben CO2 der meist verkaufteste Wirkstoff, erläuterte Friedel Cramer, Präsident des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).

Laut Cramer deuten die Schwankungen zwischen einzelnen Jahren darauf hin, dass die Notwendigkeit des chemischen Pflanzenschutzes auch von der Witterung abhängt ist und die Landwirte dem Rechnung tragen. Auf Grund der hohen Anforderungen an die Unbedenklichkeit von Pflanzenschutzmitteln seien diese mit den Jahren immer besser geworden.

BUND: Ökolandbau ausbauen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisiert unterdessen, dass die Bundesregierung seiner Meinung nach weiterhin keine klare Strategie zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln habe. Die Umweltschützer fordern mehr Anstrengungen für den Ausbau des Ökolandbaus, eine nicht-chemische Bekämpfung von Beikräutern sowie ein Verbot von Pestiziden in Schutzgebieten. Die Ackerbaustrategie sowie die Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes müssten entsprechende ausgestaltet sein.

Und Greenpeace kommentiert: „Die extreme Trockenheit im vergangenen Jahr hat Ministerin Klöckner in die Hände gespielt. Dass sie weder eine klare Strategie zum Ausstieg aus Glyphosat noch zur Verringerung anderer Pestizide hat, verdecken die rückläufigen Absatzzahlen. Dieser Effekt wird aber verpuffen, sobald wir wieder ein regenreicheres Jahr haben, dann werden auch wieder mehr Schädlinge und Ackerunkräuter auftreten.“

IVA: Sichere Ernten keine Selbstverständlichkeit

Laut dem Industrieverband Agrar (IVA) sind letztes Jahr 27.009 t Wirkstoff auf den Markt gekommen (2018: 29.591 t). Dieser Trend decke sich mit den seit Jahren rückläufigen Umsätzen der im IVA organisierten Hersteller von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2019 ging deren Absatz zum fünften Mal in Folge zurück, zuletzt um 6,9 % auf 1,193 Mrd. €, so der IVA.

„Wenn die vergangenen Jahre eines widerlegt haben, dann das Vorurteil, Landwirte spritzen Pflanzenschutzmittel ohne Maß und Verstand. Im Gegenteil: Wir sehen, dass das Prinzip des Integrierten Pflanzenschutzes – so viel wie nötig, so wenig wie möglich – in der Praxis funktioniert“, kommentierte IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer die BVL-Statistik.

Sichere Erträge und hohe Qualität seien keine Selbstverständlichkeit und den Landwirten müsse zum Schutz ihrer Ernten, auch zur Vorbeugung gegen Resistenzen, in Zukunft weiterhin eine breite Palette an Pflanzenschutzmitteln zur Verfügung stehen. Im vergangenen Jahrzehnt ist in der Europäischen Union, die weltweit das strengste Zulassungssystem hat, für vier nicht wieder genehmigte Wirkstoffe im Durchschnitt nur ein neuer Wirkstoff auf den Markt gekommen, moniert der IVA. Fehlen Pflanzenschutzmittel, könnten selbst in großen Anbaukulturen wie Raps, Zuckerrüben oder Kartoffeln Pflanzenkrankheiten und Schädlinge kaum noch wirksam bekämpft werden.

DBV: Beleg für zielgenaues Arbeiten

DBV-Präsident Joachim Rukwied sieht die Landwirtschaft auf einem guten Weg, Pflanzenschutzmittel gezielter und effizienter einzusetzen. „Wir Landwirte passen den Einsatz der Mittel sehr bewusst und zielgenau den Herausforderungen an und müssen im Notfall schnell reagieren können. Eine pauschale Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, wie von Teilen der Politik gefordert, ist daher aus unserer Sicht unsinnig und auch unnötig.“

Und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) mahnt an, dass es wegen extrem hoher Anforderungen und schleppenden Zulassungsverfahren immer weniger unterschiedliche Wirkmechanismen gegen Schädlinge gibt. „Es drohen Resistenzen. Insbesondere bei anspruchsvollen Kulturpflanzen wird es zunehmend schwieriger, Schädlinge und Krankheiten wirksam zu bekämpfen. Die Anbauvielfalt ist in Gefahr“, führt Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers aus.

BÖLW: Tatsächlich gespritzte Fläche schrumpft

Für den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) täuschen die BVL-Zahlen. „Pro Hektar kamen in den vergangenen 25 Jahren allerdings immer mehr Pestizide auf unsere Äcker. Denn die tatsächlich gespritzte Fläche schrumpfte von Jahr für Jahr“ kommentierte der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein. Dies komme daher, weil Bio-Bauern heute fast 10 % der deutschen Agrarfläche ökologisch bewirtschafteten. 1995 waren es nur 1,5 % gewesen. Auf 95 % der Öko-Fläche spritzten Bio-Bauern überhaupt keine Pflanzenschutzmittel, so zu Löwenstein. Auch Blühstreifen oder ökologische Vorrangflächen der konventionellen Kollegen verringerten die Gebiete, auf denen Glyphosat und Co. zum Einsatz kommen. Insgesamt schrumpfte die Fläche, auf denen Pflanzenschutzmittel gespritzt werden laut BÖLW, seit 1995 um über 1,6 Millionen Hektar.

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