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Nitratbelastung durch Gülle angeblich deutlich höher als bekannt

Die Aufbereitung von Trinkwasser wird laut Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), immer schwieriger. Weyand warnt, dass die Bauern seit Jahrzehnten zu viel Gülle und Mineraldünger ausbringen würden, mehr als offiziell zugegeben werde.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Aufbereitung von Trinkwasser wird laut Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), immer schwieriger. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung warnte Weyand, dass die Bauern seit Jahrzehnten zu viel Gülle und Mineraldünger ausbringen würden. Die Folge sei ein Überschuss an Nitrat, der das Grundwasser belastet und die Aufbereitung verteuert. Dies dürften auch die Verbraucher in den nächsten Jahren zu spüren bekommen. Wasserpreise könnten stärker steigen als bisher angenommen, warnt er.


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Das neue Düngerecht, das Anfang des Jahres von Bund und Ländern verabschiedet wurde, ist laut Weyand kaum geeignet, um die hohe Nitratbelastung zu senken. Das unterirdische Problem ist seiner Meinung nach größer, als offiziell von der Politik eingeräumt werde.


UBA-Daten sind ausschlaggebend


Die Bundesregierung geht davon aus, dass knapp ein Drittel der Messstellen im Bundesgebiet zu hohe Nitratwerte ausweisen, die EU hat Deutschland deshalb verklagt. Aus Sicht der Wasserversorger ist die Lage jedoch noch deutlich schlechter, schreibt die Süddeutsche weiter. Das Problem: Die Versorger berufen sich auf die Daten des Umweltbundesamtes, die aber von vielen Fachleuten als übertrieben und ideologisch geprägt kritisiert werden. Laut der Behörde soll in fast allen von 402 deutschen Kreisen oder kreisfreien Städten zu viel gedüngt werden.


Besonders heikel soll die Lage in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sein, aber auch in einigen Kreisen in Bayern. Entscheidend ist laut Süddeutscher Zeitung dabei für die Versorger nicht die offizielle Obergrenze von 50 Milligramm Nitrat pro Liter, sondern ein Wert von 37,5 Milligramm. Das ist die Marke, ab der die Versorger Maßnahmen ergreifen müssen, um den Zustand des Grundwassers zu verbessern.


"Die Wasserwirtschaft hat eigene Messungen gemacht und zwar dort, wo das Grundwasser auf die Brunnen zufließt", erklärt der Diplom-Volkswirt Weyand weiter. "Dort gibt es zum Teil noch viel höhere Nitratbelastungen, es werden Werte von bis zu 400 Milligramm pro Liter erreicht, der offizielle Grenzwert liegt bei 50 Milligramm. Es besteht dringender Handlungsbedarf."


Unbelastetes Wasser nur noch in großer Tiefe


Der Hauptgeschäftsführer warnt, dass man nicht mehr lange in tiefere Grundwasserschichten ausweichen könne. Seien auch diese belastet, müsse man neue Leitungen bauen und das Wasser von weiter herholen oder spezielle Aufbereitungsanlagen errichten. "Das wäre ein sehr kostspieliger Eingriff, in betroffenen Regionen könnte das Trinkwasser dadurch um bis zu 62 % teurer werden", sagt Weyand. Das Umweltministerium warnte zuletzt vor einer Preissteigerung von bis zu 45 %.


DBV-Präsident Joachim Rukwied hatte solche Warnungen zuletzt als reine Polemik, Panikmache und Bauernbashing bezeichnet. Weyand hat dafür kein Verständnis, die Fakten ließen sich nicht wegdiskutieren. "Es kann nicht sein, dass Verbraucher für die Sünden der Landwirtschaft geradestehen", stellt er klar. Zugleich betont er, dass sich Konsumenten keine Sorgen über die Qualität machen müssten. "Die deutschen Versorger stellen sicher, dass die Verbraucher jederzeit hochwertiges Trinkwasser bekommen."


Weyand: "Massentierhaltung schuld"


Der Verband der Wasserversorger macht vor allem die zunehmende Massentierhaltung für die steigenden Nitratwerte verantwortlich. Hinzu komme, dass nach wie vor große Mengen „der stinkenden Brühe importiert und vor allem auf Felder in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gekippt würden“, zitiert die Zeitung Weyand weiter.


Laut Zahlen der niederländischen Universität Wageningen sollen angeblich allein 2016 mehr als zwei Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden seien. "Das entspricht etwa 66 000 Lkw-Ladungen. Man muss sich mal vorstellen, was sich da für eine Kolonne nach Deutschland bewegt", sagt er.


Weyand fordert die Bundesregierung daher auf, das neue Düngerecht weiter zu verschärfen. "Die Vorschriften sind lückenhaft und erlauben zu viele Ausnahmen." Nur Großbetriebe müssten genaue Stickstoff-Bilanzen offenlegen. Diese gelten als wichtiger Baustein der Nitrat-Strategie der Regierung. "Somit wird sich bei 90 Prozent der Betriebe nicht kontrollieren lassen, wie viel tatsächlich in den Hof rein- und wieder rausgeht." Zudem seien weiterhin Überschüsse bis zu 150 Kilogramm Gülle pro Hektar und Jahr zulässig.


RLV: Bundesregierung hat Zahlen widerlegt!

 

Bereits vor über einem Monat hat die Bundesregierung mitgeteilt, dass die Rechnungen zum Trinkwasser Unsinn sind, kontert dazu der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV). Die Umsetzung der beschlossenen Verschärfungen des Düngerechts werde nicht zuletzt in problematischen Gebieten zu einer Reduzierung der Nitratbelastung führen, hieß es damals in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion.

Zusätzliche preiserhöhenden Aufbereitungsmaßnahmen würden „in der Regel nicht erforderlich“, so die Bundesregierung.


In seiner Antwort äußert sich das Kabinett außerdem zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die künftige Wasserverfügbarkeit für die Landwirtschaft. Eine zu erwartende Verschiebung der Niederschlagsmengen vom Sommer- in das Winterhalbjahr bei gleichzeitigem Temperaturanstieg werde in Regionen mit ohnehin geringer Grundwasserneubildung und vergleichsweise kleinen Grundwasservorkommen zu Buche schlagen. Bereits heute sei die Grundwasserneubildung in Teilen Thüringens, Sachsen-Anhalts, Sachsens sowie Brandenburgs vergleichsweise niedrig, stellt die Bundesregierung fest.


Demgegenüber wiesen die Alpen und das Alpenvorland besonders hohe Grundwasserneubildungsraten auf. Unter Annahme eines „trockenen Szenarios“ könnten sich moderate Abnahmen im Osten und Südosten Deutschlands sowie im Allgäu ergeben.


Wie aus der Antwort der Bundesregierung weiter hervorgeht, entfielen derzeit 1,2 % der insgesamt in Deutschland aus der öffentlichen Wasserversorgung entnommenen Wassermenge auf die landwirtschaftliche Beregnung. Deutlich überwiege bei der Land- und Forstwirtschaft die Gewinnung aus Grundwasser.

http://www.rlv.de/nachricht/detail/wasserpreise-steigen-nicht-wegen-nitratbelastung/

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