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Zweites Leben für Biogasanlagen

Rohstoffe für die Kunststoffproduktion, Trockeneis oder Fischfutter könnten künftige Produkte aus Biogasanlagen sein. Das zeigte die Tagung „Bioraffinerie – Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Chemie“ gestern in Straubing.

Lesezeit: 4 Minuten

Autoreifen aus Löwenzahnkautschuk, Vanillearoma aus Holz, Milch aus Lupinen: Es gibt viele Verwertungspfade für Biomasse neben der Nutzung zu Futter, Nahrung oder Energie. Zur Produktion dieser Stoffe werden komplexe Anlagen benötigt, in denen aufwändige chemische Prozesse ablaufen. In Anlehnung an Erdölraffinerien, die den fossilen Rohstoff fast vollständig verwerten, wird dieser neue Anlagentyp Bioraffinerie genannt.


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Rund 60 davon gibt es heute in Deutschland. Sie produzieren aus Rohstoffen wie Holz, Gras oder Biomüll wertvolle Rohstoffe für die chemische Industrie. Doch meist handelt es sich dabei um großtechnische Anlagen wie das Verbundunternehmen der Südzucker in Zeitz (Sachsen-Anhalt), bei dem eine Zuckerfabrik, eine Bioethanolanlage und eine Stärkefabrik  Energie- und Rohstoffströme optimal verknüpft sind.


Auch für Biogas interessant


Doch auch landwirtschaftliche Biogasanlagen könnten künftig zu Bioraffinerien werden, die aus Rohstoffen verschiedene Produkte herstellen und so die Wertschöpfung aus der Landwirtschaft erhöhen. Welche Möglichkeiten es dazu heute schon gibt und welche  in der Zukunft denkbar sind, zeigte gestern (13.3.18) die das 25. C.A.R.M.E.N.-Forum in Straubing mit dem Thema „Bioraffinerie – Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Chemie“. Die Veranstaltung hat das Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk (C.A.R.M.E.N.) in Kooperation mit dem Fachverband Biogas, dem Bayerischen Bauernverband und dem Verband der Bayerischen Chemieverbände ausgerichtet. 


Mehr Wertschöpfung für den ländlichen Raum


„Künftig wird die energetische Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen am Ende stehen, nicht mehr wie heute am Anfang“, prognostizierte Hubert Bittlmayer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Genau wie die dezentrale Energieproduktion heute wird seiner Meinung nach auch die Bioraffination von Rohstoffen im ländlichen Raum stattfinden: „Denn hier fallen die Produkte an.“ Darum sei die Bioraffinerie sowohl eine Chance für Landwirte zu mehr Wertschöpfung auch für Reststoffe als auch für mehr Arbeitsplätze. Zusätzlich können auch andere erneuerbare Energien eingebunden werden wie z.B. Wind- oder Solarstrom, die Energie für die Bioraffinerien liefern können.


Dass nachwachsende Rohstoffe auch heute schon wirtschaftlich verwertet werden können, zeigt die Firma Novamont aus Italien: Sie produziert kompostierbare Müllsäcke, Plastiktüten oder Mulchfolie für die Landwirtschaft. Der Markt ist riesig, da z.B. in Italien und Frankreich nichtkompostierbare Tüten verboten sind. Außerdem produziert Novamont auch Pelargonsäure aus Distelöl, das sich als Bio-Herbizid verwenden lassen soll.


Fischfutter und Trockeneis


Aber neben großtechnischen Anlagen könnten künftig auch Biogasanlagen als kleine Bioraffinerien dienen. „Das ist vor allem dann interessant, wenn die Biogasanlagen das Ende ihres ersten Förderzeitraums erreichen“; unterstrich Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas. Denn mit dem Verkauf von Chemikalien und anderen Produkten könnten sie sich ein weiteres Standbein aufbauen.


Stefan Kromus von der Firma Botres Global aus Österreich berichtete von einem Forschungsprojekt, bei dem eine Biogasanlage mit Gärrestaufbereitung künftig auch Algen als Fischfutter erzeugen will. Ziel dabei ist es, den Stickstoff und andere unerwünschte Komponenten über die Gärrestaufbereitung abzutrennen und dann zur Algenzucht zu verwenden.


Eine andere Möglichkeit wäre es, flüssiges Biomethan und Trockeneis aus CO₂ herzustellen. Hierzu haben die Hochschulen Landshut und Weihenstephan-Triesdorf im vergangenen Jahr ein Forschungsprojekt abgeschlossen. Bei dem Ansatz wird Biogas in mehreren Schritten auf -162 °C abgekühlt. Das im Biogas enthaltene CO₂ fällt dabei in Form von Trockeneis aus und kann vermarktet werden. Wie Prof. Josef Hofmann von der Hochschule Landshut erklärt, lassen sich momentan Preise von 25 bis 30 ct/kg erzielen.


Außerdem fällt flüssiges Biomethan (Liquified Biomethan, LBM) an. Es hat eine rund 1000mal höhere Energiedichte als gasförmiges Biomethan. In der flüssigen Form ist es als Kraftstoff, aber auch als Langzeitspeicher für die Stromerzeugung sinnvoll. „Hierbei könnte man Wind- oder Solarstrom im Sommer nutzen, um LBM herzustellen und so zu speichern“, erläutert Hofmann. Das Projekt soll jetzt weiterentwickelt werden, damit auch kleinere Biogasanlagen  mit 40 bis 50 kW Leistung wirtschaftlich Biomethan und Trockeneis herstellen können.

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