Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus News

So „händeln“ Sie das Stroh

Vor allem in Mulchsaaten ist das optimale Verteilen und Einarbeiten des Strohs das A und O. Empfehlungen gibt Dr. Marco Schneider vom Landesbetrieb Landwirtschaft in Hessen.

Lesezeit: 11 Minuten

Vor allem in Mulchsaaten ist das optimale Verteilen und Einarbeiten des Strohs das A und O. Empfehlungen gibt Dr. Marco Schneider vom Landesbetrieb Landwirtschaft in Hessen.Zusätzlich verraten zwei Praktiker ihr Konzept.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Je enger die Fruchtfolge und je extensiver die Bodenbearbeitung, desto wichtiger ist ein optimales Strohmanagement. Wer Winterungen eng hintereinander anbaut und die Ernterückstände nur flach einarbeitet, muss damit rechnen, dass die Bestandsetablierung der Folgekultur leidet. In eher weiten Fruchtfolgen mit einem Wechsel von Halm- und Blattfrüchten ist diese Gefahr dagegen deutlich geringer.


Wie wichtig ein standortangepasstes Strohhandling ist, zeigt Folgendes: Wächst die Wurzel eines neuen Keimlings in eine Strohmatte, ist die Durchwurzelung des Unterbodens im Jahresverlauf nahezu ausgeschlossen. Zudem können Mäuse und Schnecken die Hohlräume in diesen Matten ideal nutzen. Bei sehr ungünstigen Rottebedingungen ist es zusätzlich möglich, dass an dem Stroh reifende Pilze wie DTR, Fusarium und Septoria tritici einen Primärbefall an der Folgekultur auslösen. Zu erkennen ist eine falsche Strohstrategie in der Regel an ungleichmäßigen Feldaufgängen und verzögerter Herbstentwicklung.


Top gehäckselt ist halb verrottet


Legen Sie daher größten Wert auf eine intensive Rotteförderung. Das beginnt bereits beim Mähdrusch: Rund 70% der Halme sollten nach dem Strohhäcksler kürzer als 4 bis 5 cm sein. Nur dann lässt sich das Stroh später gut in den Boden einarbeiten. Überprüfen Sie auch die Stroh- und Spreuverteilung am Mähdrescher – Überlappungen sind unbedingt zu vermeiden.Viele Praktiker kontrollieren die Mähdreschereinstellung zu wenig. Das Verteilungsverhalten des Strohs ändert sich und hängt z.B. von der Feuchtigkeit des Erntegutes (Tageszeit), der Sorte und vom Saattermin ab. Diskutiert wird häufig auch über die Standzeit der Häckslermesser. Als Faustregel gilt: Qualitativ hochwertige Messer sind auf steinfreien Flächen nach ca. 200 ha zu wechseln.


Zur Kontrolle der Verteilung des Häckselstrohs eignet sich eine einfache Methode: Legen Sie quer zur Druschrichtung mit einem Rechen ein Schwad an. Ist dieses über die gesamte Schneidwerksbreite gleichmäßig dick und sind die Halme gleichmäßig kurz, sind die Querverteilung und Halmlänge in Ordnung.

Wichtig ist zudem ein gutes Zerspleißen der Halme, um den Bodenorganismen das Material „mundgerecht“ anzubieten. Nach intensiver Vermischung mit Feinerde erfolgt die Strohrotte dann zügiger. Verbessern lässt sich das Zerspleißen mit gezackten bzw. gezähnten Häckslermessern.


An ihre Leistungsgrenze kommen die Strohhäcksler oft, wenn in Hochertragsregionen mit sicherer Wasserversorgung und langsamer Abreife trockenes Korn von noch nicht totreifem Stroh geerntet werden muss. Das gilt vor allem, wenn die Sorte zusätzlich hohe Strohmengen bringt (z.B. der E-Weizen Kerubino). Die Halme sind dann äußerst zäh und weisen im unteren Drittel häufig noch mehr als 60% Feuchtigkeit auf. Dieser Effekt verstärkt sich bei unkontrollierten Stickstoff-schüben oder späten Fungizideinsätzen (Greeningeffekt).


In diesen Fällen drängt sich ein Hochschnitt geradezu auf. Wer in Hochertragsgebieten wie in Börde- oder Küstenregionen wirtschaftet, früh sät und hohe Erträge bei später Abreife die Regel sind, sollte zumindest darüber nachdenken. Mehr dazu entnehmen Sie dem nebenstehenden Kasten.


Was leisten Strohstriegel?


Nach der Ernte striegeln immer mehr Landwirte die Getreidestoppeln. Dabei geht es insbesondere darum, den Boden leicht anzureißen, Ausfallgetreide und Unkrautsamen aus dem Stroh zu schütteln sowie Spreu zu verteilen. Die Samen fallen auf den Boden und werden teils mit etwas Feinerde bedeckt. Bei kapillarem Wasseraufstieg aus dem Boden sind die Keimbedingungen optimal.Am besten funktionieren Strohstriegel, wenn die Böden nicht gerade knochentrocken sind. Auf Tonstandorten können die Samen in Trockenrisse fallen. Je krümeliger und garer ein Boden ist, desto besser ist der Effekt. Lässt es die Witterung zu, sind mehrmalige Striegelgänge sinnvoll. Die Zinken – idealerweise hydraulisch verstellbar – reißen gerade aufgelaufene Ungräser aus. Jahresabhängig ließe sich mit dieser Strategie ein Glyphosateinsatz gegen den Ungrasauflauf einsparen.


In puncto Strohverteilung ist der Striegel kein Reparaturgerät. Allenfalls kann es das gehäckselte Stroh leicht verziehen. Sind die Halme zu lang, besteht die Gefahr einer Haufenbildung – das darf keinesfalls passieren. Um Strohanhäufungen am Vorgewende zu vermeiden, sollte man hydraulisch verstellbare Zinken vorher entlasten, sodass sich das mitgeführte Stroh gleichmäßig verteilt.


Kein N zur Rotteförderung


Damit die Mikroorganismen das kurze, gut verteilte Stroh möglichst zügig zersetzen, sollten Kohlenstoff (C) und Stickstoff (N) in einem Verhältnis von 10:1 vorliegen. Eine Strohausgleichsdüngung – wie sie früher gängige Praxis war – ist nach neuer Düngeverordnung nicht mehr erlaubt.Pro Tonne Strohtrockenmasse ist eine Nachlieferung aus dem Boden von 7 bis 10 kg/ha N für die Umsetzung erforderlich. Gut strukturierte, nachlieferungsstarke Böden können diese Menge aus dem Bodenvorrat bereitstellen, sodass in diesen Fällen eine Ausgleichsdüngung auch nicht nötig wäre. Probleme könnten aber bei Mulchsaatverfahren auf eher leichten Böden auftreten: Falls in diesen Fällen flach eingearbeitete Ernterückstände in der umsetzungsaktiveren oberen Bodenschicht rasch in Bodenhumusmasse (C:N-Verhältnis 15:1) eingebaut werden, fehlt der Folgekultur Stickstoff. Umso wichtiger ist es daher, die Erntereste sorgfältig einzuarbeiten.


Flexibel beim Einarbeiten


Ein Pauschalrezept für die Einarbeitung von Ernte- und Stoppelresten in den Boden gibt es nicht. Die Wahl der Werkzeuge und Arbeitstiefen richtet sich nach dem Jahr, der Fruchtfolge und dem Standort. Das Verfahren „flach, fein, fest“ kann in einem Jahr richtig sein, in einem anderen grundverkehrt. Nachfolgend stellen wir Strategien für zwei Situationen vor:


  1. Mittlerer bis schwerer Boden, eher feuchte Witterung: Ziel ist es in diesen Fällen, dass der Boden zunächst zügig abtrocknet. Denn: Je höher der Strohbedeckungsgrad, desto geringer die Verdunstung. Nach einem eventuellen Striegelgang sollte die erste Bearbeitung nicht zu flach (am besten 10 bis 12 cm) erfolgen. Geeignet dafür sind Grubber mit schmalen, reißenden Scharen (bis 80 mm). Als Nachläufer sollten nur Walzen mit geringer Rückverfestigung (z.B. Rohrstabwalzen) zum Einsatz kommen. Einige Hersteller bieten Schnellwechselrahmen für die Nachläufer der Grubber an. Nur so lässt sich letztlich punktgenau arbeiten.



    Der zweite Arbeitsgang soll Feinerde für ein gutes Saatbett schaffen. Bearbeiten Sie daher flacher, z.B. mit einer Federzinken- oder Kurzscheibenegge. Wer dies zeitig um den 1. September macht, kann stärkeren Ungrasaufwuchs vor der Saat noch mit Glyphosat beseitigen.



  2. Mittlere Böden, trockene Region: Bei Trockenheit sollte die erste Bearbeitung flach erfolgen. Anders als in feuchteren Regionen bietet das Stroh in diesen Fällen einen Verdunstungsschutz. Ziel ist es, die Ernterückstände gleichmäßig mit dem Oberboden zu vermischen. Geeignete Geräte sind Kurzscheibeneggen plus Walzen mit hoher Rückverfestigung (Keilringwalzen).



    Die Tiefe des zweiten Bearbeitungsganges richtet sich nach der Folgekultur. Wichtig ist es hierbei, kurz vor der Saat tiefer zu lockern. Die Oberfläche darf vor der Aussaat nicht austrocknen. Als Faustregel gilt: Zwischen tiefer Lockerung und Saat dürfen auf Trockenstandorten maximal vier Stunden liegen.


--------------------------------------------------


Hochschnitt für Hochertragsregionen?


In Gebieten, in denen die Landwirte früh säen, das Getreide spät abreift und neben den Korn- auch die Stroherträge hoch sind, spielt der Hochschnitt eine gewisse Rolle. Dabei liegt die Schnitthöhe der Stoppeln bei rund 30 bis 40 cm (halbe Halmlänge). Bei Gerste ist das wegen der hängenden Ähren meist nicht so gut möglich wie bei Weizen.


Vorteilhaft an diesen Verfahren ist, dass das meiste Stroh am Ursprung verbleibt. Weiterhin sinkt der Dieselverbrauch beim Dreschen und die Fahrgeschwindigkeit lässt sich nach Praxiserfahrungen um rund 2 bis 3 km/h erhöhen. Aufgrund der höheren Druschleistung kann man jahresbedingt auch Trocknungskosten einsparen.


Nach dem Drusch ist aber ein separater Mulcharbeitsgang erforderlich. Bei einem Rasierschnitt auf 3 bis 4 cm über dem Boden lassen sich auch plattgefahrene Stoppeln erfassen.


Kalkuliert man die höhere Flächenleistung bei geringerem Dieselverbrauch des Mähdreschers ein, deckt das ungefähr die Mulchkosten von rund 25 bis 30 €/ha.


--------------------------------------------------


„Wir mulchen alle Stoppeln“


Höchsten Wert auf optimal verteiltes Stroh legen Jens und Armin Gundrum aus Schwalmtal/Vogelsbergkreis. Sie bearbeiten die Stoppeln aller Kulturen in ihrer Fruchtfolge.


Nur wenn die Erntereste zügig verrotten, kann die Folgekultur gut auflaufen“, davon ist Altenteiler Armin Gundrum überzeugt. Mit dem Zerkleinern der Stoppeln aller Kulturen schlagen er und Betriebsleiter Jens zwei Fliegen mit einer Klappe: Denn zusätzlich sorgt die gute Feldhygiene für weniger Druck mit Pilzkrankheiten.

Die weite Fruchtfolge Raps/Weizen/Mais/Braugerste/Wintergerste bauen sie in Mulchsaat auf Basaltverwitterungsböden (25 bis 40 BP) an.


Gundrums Stoppelstrategie


Einige Tage nach der Rapsernte schlegelt ein Lohnunternehmer die Stoppeln so tief wie möglich ab. Dann folgt eine flache Bearbeitung mit einer Kurzscheiben-egge. Nach Gundrums Erfahrungen hat diese Strategie mehrere Vorteile: guter Ausfallrapsauflauf, die Strohrotte setzt schnell ein und der Phomadruck sinkt. Der Auflauf wird dann mit Glyphosat beseitigt. Kurz vor der Getreidesaat erfolgt eine 10 bis 12 cm tiefe Lockerung mit einem mehrbalkigen Flügelschargrubber.


Beim Drusch des Weizens achtet Jens Gundrum penibel auf Halmlänge, Querverteilung und den Zerspleißungsgrad. „Passieren beim Strohhäckseln Fehler, lassen sich diese später kaum beheben“, erklärt er. Anschließend mulcht er die Getreidestoppeln auf 3 bis 4 cm Tiefe ab.


Ist es trocken, erfolgt der erste Bearbeitungsgang mit einer Kurzscheiben-egge plus Keilringwalze, um die Keimung von Ausfallweizen und Ungräser anzuregen. Ist es eher feucht, setzt er auf den Grubber plus Stabwalze. Dank der gut zerkleinerten Ernterückstände sind Haufenbildung oder Verstopfungen für ihn Fremdwörter.


Auch beim Mais mulcht der Lohnunternehmer die Stoppeln, um in erster Linie Zünslerschäden vorzubeugen. Zusätzlich lässt sich dadurch auch die Gefahr von Fusariuminfektionen in der nachfolgenden Braugerste senken. Die Mulchkosten von 35 €/ha plus Diesel sind für Gundrums gut angelegtes Geld.



--------------------------------------------------


„Immer flexibel bleiben“


Witterung, Strohmenge, Ungrasdruck – die richtige Strategie des Stoppelmanagements hängt von vielen Faktoren ab.


Auf jede Situation flexibel reagieren können, das ist Johannes und Philipp Bauer wichtig. Auf zwei Betrieben in Nord- und Mittelhessen bewirtschaften sie 380 ha. Auf der Domäne Ober-Gembeck in Twistetal bauen sie Raps, Weizen, Gerste, Triticale, Grassamen, Rüben und Leguminosen an. In diesem Spätdruschgebiet erfolgt die Aussaat früh, sodass nur ein kurzes Zeitfenster zwischen Ernte und Aussaat der Folgekultur verbleibt. Auf den flachgründigen Kalkstein-Verwitterungsböden (17 bis 78 BP) setzen sie auf Mulchsaat.


Sorgfältiger Drusch


„Um von vornherein unterschiedliche Stoppellängen zu vermeiden, ist Lager im Bestand tabu“, so Johannes Bauer. Auch aus diesem Grund düngen sie mit den Isaria-Pflanzenbestandssensor, mit dem sich nach ihren Erfahrungen die Lagergefahr senken lässt.Beim Drusch setzen sie auf einen sechsreihigen Strohhäcksler und ein mit 6 m nicht zu breites Schneidwerk. Die Kontrolle der Querverteilung erfolgt regelmäßig. Wichtig – so Philipp Bauer – ist es auch, beim Dreschen eine Haufenbildung zu vermeiden. Das heißt: Bei Verstopfungen an den Strohhäcksler denken und zurückfahren.


Die Stoppeln schneiden die Bauers so tief wie möglich. „Das Steine sammeln müssen wir deshalb aber jedes Jahr einplanen“, geben sie zu bedenken.


Auf das Ziel kommt es an


Für die Stoppelbearbeitung nutzen die Landwirte nur Zinkengeräte. Nach ihrer Beobachtung mischen und ebnen diese besser ein als Scheibeneggen. Drei Geräte stehen zur Auswahl: ein Striegel, ein 4-balkiger Grubber mit verschiedenen Scharen und eine 5-balkige Groß-Federzinkenegge. Die Strategie ist variabel und richtet sich nach der Situation.In einem trockenen Jahr setzen sie den Grubber mit Nachläufer ein, um Gräser und Ausfallgetreide durch die Rückverfestigung sicher zum Auflaufen zu bringen. Ist es dagegen eher feucht, arbeiten sie mit der Federzinkenegge, um nicht zu stark in den feuchten Boden einzugreifen.


Auf dem zweiten Betrieb in der Nähe von Marburg ist das primäre Ziel der Stoppelbearbeitung dagegen das Reduzieren von Ungräsern. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen bauen sie dort die Fruchtfolge Raps/Weizen/Triticale an. Die Keimung der Ungräser fördern sie, indem sie die Flächen ein- bis zweimal striegeln. Keimender Fuchsschwanz oder Trespe lassen sich dann mechanisch beseitigen, gegen die hartnäckige Quecke hilft dagegen nur ein Glyphosateinsatz. Die Aussaat erfolgt bei ihnen nicht vor Oktober.

Künftig wollen die Bauers die Fruchtfolge auf diesem Betrieb erweitern. Das verschafft Zeit, um das Stoppelmanagement weiter zu optimieren.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.