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Höfesterben: Bundesregierung sieht Ausweg in mehr Wertschöpfung

Die Bundesregierung wertet den Strukturwandel in der Landwirtschaft als einen langfristigen Trend. Einen Ausweg sieht sie in einer höheren Wertschöpfung über die Verarbeitung und Vermarktung von regionalen Qualitätsprodukten. Die Grünen wollen dafür die Agrarförderung ändern.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Bundesregierung wertet den Strukturwandel in der Landwirtschaft als einen langfristigen Trend. Einen Ausweg sieht sie in einer höheren Wertschöpfung über die Verarbeitung und Vermarktung von regionalen Qualitätsprodukten. Die Grünen wollen dafür die Agrarförderung ändern.


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Die Bundesregierung bezeichnet den Strukturwandel in der Landwirtschaft als einen „langfristigen Trend“. Maßgebliche Treiber dieser Entwicklung seien ökonomische Gründe, technische Entwicklungen, sich verändernde Einstellungen und Verbraucherwünsche, alternative Erwerbsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft und gestiegene gesellschaftliche Erwartungen, schreibt der Parlamentarische Staatssekretär des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) in einer Anfang September versendeten Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion. Als einen Ausweg führt das BMEL die Produktion von höherwertigen Produkten an. „Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass insbesondere kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe ihre Wertschöpfung durch Verarbeitung und Vermarktung regionaler Qualitätsprodukte steigern können“, heißt es in der Antwort.


Knapp 4 Prozent der Landwirte machen Direktvermarktung


Laut dem BMEL gaben im Jahr 2016 bei den Strukturerhebungen 10.300 Betriebe an, dass sie auch Verarbeitung und Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse betreiben. Bei einer Gesamtzahl von 275.392 Betrieben wäre das ein Anteil von gerade mal 3,7 Prozent. Konkretere Informationen, die Aufschluss über die Umstellung landwirtschaftlicher Unternehmen auf Direktvermarktung geben, liegen der Bundesregierung nicht vor, heißt es in der Antwort.


Auch die statistischen Zahlen hinsichtlich der Betriebsaufgaben in den vergangenen Jahren sind mit Vorsicht zu vergleichen. Laut dem BMEL hat sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den Jahren 2010 bis 2016 um 23.742 auf nunmehr 275.392 Betriebe verringert. Das wäre ein Rückgang um knapp 8 Prozent in sechs Jahren. Mit den Daten aus den späten 90er-Jahren sind die Zahlen jedoch nur schwer vergleichbar, weil das Statistische Bundesamt zwischenzeitlich die Erfassungsgrenzen geändert hat. Die Zahl der Betriebe, die aufgegeben haben, kann das BMEL nicht genau ausweisen, da die Statistik immer nur den Saldo aus Betriebsneugründungen und Betriebsaufgaben pro Jahr abbildet.


Wachstumsschwellen bilden Strukturwandel ab


Besser bilden den Strukturwandel vermutlich die Wachstumsschwellen ab. Derzeit nehmen die Betriebe ab der Größenklasse von 100 bis 200 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche zu. Bei den Milchkühen liegt die Wachstumsschwelle bei 100 bis 199 Milchkühen, bei den Schweinen bei 2.000 bis 4.999 Tieren. In der Geflügelhaltung hat es bei den Legehennen zuletzt sowohl in der Größenklasse von 100 bis 999 Tieren Zuwachs gegeben als auch bei den Großbetrieben von 10.000 bis 49.999 Tieren.


Die Grünen nehmen die von der Bundesregierung gesammelten Zahlen zum Strukturwandel in der Landwirtschaft zum Anlass, um für die von ihnen favorisierten Änderungen bei der Agrarförderung zu mobilisieren. "Die Anzahl der erfassten Betriebe sinkt immer weiter, vor allem die Schweine- und Rinderhalter. Aber die Bundesregierung hat nicht mal eine verlässliche Statistik, wie viele Betriebe tatsächlich aufgegeben haben“, kritisiert der Grüne Bundestagsabgeordnete Friedrich Ostendorff. Er erneuert die langjährige grüne Forderung nach einem Umbau der Agrarzahlungen weg von der Fläche und hin zur Honorierung von Leistungen. „Die Agrarzahlungen in der ersten Säule müssen jetzt endlich konditioniert und an konkrete Leistungen für Tierschutz, Umweltschutz, Naturschutz und Klimaschutz gebunden werden“, sagt er.


Gut ein Viertel der Direktzahlungen gehen an 1,7 Prozent der Betriebe


Eine weitere Forderung der Grünen ist die Kappung der Direktzahlungen, sollten diese nach der EU-Agrarreform von 2020 weiter Bestand haben. Laut den Zahlen des BMEL erhielten 2017 knapp 1,7 Prozent der Betriebe mehr als 100.000 Euro Direktzahlungen und verbrauchten damit einen Anteil von 27 Prozent der Direktzahlungen. "1 Prozent der Betriebe bekommen über 20 Prozent der Agrarzahlungen. Die Verteilung erfolgt noch immer nach dem Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben", führt Ostendorff an.


Die EU-Kommission hat zur Agrarreform ab 2020 vorgeschlagen, die Direktzahlungen bei 100.000 €/Betrieb und Jahr zu deckeln. Die Bundesregierung hält von der Maßnahme allerdings nichts, vor allem, wenn die Arbeitskräfte angerechnet werden dürfen. Von einer Kappung der Direktzahlungen bei 100.000 Euro wären bei Berücksichtigung der Arbeitskosten „wenige hundert Betriebe“ betroffen, und zwar vorwiegend in Ostdeutschland, wird der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundeslandwirtschaftsministerium, Michael Stübgen, nicht müde zu betonen. Danach würde das Kürzungsvolumen bei den Betrieben „einen einstelligen oder niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“ ausmachen, rechnet er vor. Noch nicht berücksichtigt wären darin Anpassungsreaktionen wie Betriebsteilungen oder den Wechsel zu arbeitsintensiveren Produktionsrichtungen.

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