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Drahtwurm: Die Lage spitzt sich immer weiter zu!

2018 hat der Drahtwurm in den österreichischen Hauptanbaugebieten des Kartoffelbaus so heftig wie noch nie zugeschlagen. Große Schäden lassen sich kaum noch vermeiden. Was raten die Experten? Torsten Altmann berichtet aus der Alpenrepublik.

Lesezeit: 5 Minuten

So groß wie 2018 waren die Probleme mit dem Drahtwurm noch nie”, berichtet Edmund Rauchberger aus Aspersdorf im Bezirk Hollabrunn. Der Landwirt vertritt als Obmann der „Erzeugergemeinschaft Bauernerdäpfel“ rund 220 Kartoffelproduzenten mit einer Erzeugung von 50 000 t Speisekartoffeln aus dem Weinviertel.

Rauchberger beziffert die Verluste durch den Drahtwurm auf 50 %, bezogen auf betroffene Felder seines Betriebes. Dabei gehe es hier um die Ware, die wegen der Fraßschäden aussortiert werden müsse.

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Bis zu 3 000 € fehlen

„Unterm Strich fehlen somit bis zu 3 000 €/ha Erlös“, so Rauchberger. Dies gelte aber nur für den Fall, dass die betroffenen Partien zumindest in die Stärkeindustrie geliefert werden können. Wenn dies nicht mehr möglich sei, dann gehe es um noch mehr Geld.

In ähnlicher Dimension spielen sich die Einbußen vieler Erzeuger in diesem Hauptanbaugebiet für Speisekartoffeln ab. Über 8 000 der etwa 10 000 ha Speisekartoffeln werden in Niederösterreich angebaut, davon der Großteil im Weinviertel.

Auf im Schnitt 30 % beziffert Anita Kamptner, Kartoffelbau-Beraterin der LK und Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau, die österreichweiten Schäden allein durch den Drahtwurm. „Allerdings gibt es besonders im Weinviertel viele Betriebe, deren Verluste bis an 100 % heranreichten.“

Was die Bekämpfung des Drahtwurmes anbelangt, weinen die betroffenen Bauern Goldor Bait zurecht nach wie vor Tränen nach. War es doch das einzige wirklich wirksame Insektizid. Derzeit stehen für den Kartoffelbau keine regulär zugelassenen Insektizide mehr zur Verfügung.

Notfallzulassung bis Jahresende!

Es kommt lediglich zu Notfallzulassungen für Mittel wie Belem oder Mocap. Deren Wirkung reicht nach Aussage von Landwirten allerdings nicht an die von Goldor Bait heran. Wichtig ist bei den Notfallzulassungen aber laut Anita Kamptner, dass diese möglichst bis spätestens Jahresende bekannt sind. „Nur so können die Landwirte entsprechend für das nächste Jahr planen“, so die Beraterin.

Welche alternativen Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es? „Eine davon ist der Einsatz des insektenpathogenen Pilzes Matarhizium brunneum“, sagt Katharina Wechselberger. Dieser kann als Pilzgerste oder als Granulat in einer „Attract & Kill“-Formulierung ausgebracht werden. „Die Wirkung von M. brunneum bei den verschiedenen Agriotes- Arten variiert signifikant. Die Suche nach besonders virulenten Metarhizium- Stämmen für die wirtschaftlich relevanten Drahtwurmarten ist daher Inhalt zahlreicher Forschungsprojekte“, erklärt Katharina Wechselberger von der AGES.

Als wenig wirkungsvoll erweist sich auch eine Spezialfräse. Mit dieser sollen die empfindlichen Entwicklungsstadien (Eier, Junglarven) an die Oberfläche gebracht werden, um sie auszutrocknen. Außerdem sollen die Drahtwürmer durchs Fräsen verletzt oder getötet werden. Tatsächlich hat diese Methode in Praxisversuchen bisher die Mortalität der Drahtwürmer kaum beeinflusst, weiß Katharina Wechselberger. Sie setzt eine Hoffnung in das Modell „ElatPro“. Dieses befasst sich mit der Vorhersage der Drahtwurm-Aktivität in der obersten Bodenschicht. Es soll als Entscheidungshilfe für Pflanzenschutzmaßnahmen dienen. An dem Projekt wird aktuell aber noch gearbeitet.

Mit Beregnung besser?

Anita Kamptner glaubt, dass „uns eine verstärkte Bewässerung in den Befallsgebieten auch bei der Bekämpfung des Drahtwurmes weiterbringen kann“. Sie begründet dies damit, dass heuer der Drahtwurm zwar auch in Beständen von Beregnungsbetrieben zu Schäden geführt hat. Aber der Schaden in Gebieten ohne Bewässerungsmöglichkeiten insgesamt noch um einiges größer ist. Allerdings wirft hier Edmund Rauchberger ein: „Große Teile des Weinviertels werden wahrscheinlich nie eine wirtschaftlich vertretbare Bewässerungsmöglichkeit bekommen.“

Rauchberger sieht einen anderen Ansatz, der die Bauern kurzfristig vor einer Existenzbedrohung bewahren könnte: Die Versicherbarkeit von Schäden durch Bodenschädlinge. „Derzeit sind zwar Trockenheit und Dürreschäden mittlerweile gut versicherbar, aber für Schäden durch tierische Schädlinge gibt es meines Wissens keine Versicherungsmöglichkeit“, erklärt der Landwirt. „Zudem brauchen wir brauchen kurz- bis mittelfristig aber auch wieder wirksame Methoden zur Bekämpfung des Drahtwurmes.“

Abschließend gibt er zu bedenken: Der Kartoffelanbau steht an der Kippe. Der Betriebszweig ist in jeder Hinsicht kapitalintensiv. Zwei Problemjahre in Folge haben die Betriebe schon sehr geschwächt. Sollte ein weiteres folgen, dann wird es für viele Kartoffelanbauer finanziell eng.“

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Welcher Wurm bohrt wo?

Zu den Schäden verursachenden Arten zählen in Österreich Agriotes obscurus, A. sputator und A. lineatus, die vor allem in kühleren Regionen Österreichs zu finden sind. In wärmeren Regionen, wie dem Weinviertel, treten vor allem die Arten A. ustulatus und A. obscurus auf, so Katharina Wechselberger vom Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion an der AGES.

Feldfrüchte, die am Acker wiesenähnliche Bedingungen schaffen (z. B. Klee, Luzerne und Gräser), fördern den Drahtwurm, da der Schnellkäfer als Wiesenbewohner unter den dort vorherrschenden Bedingungen bevorzugt seine Eier ablegt. Neben der Kultur haben aber auch Witterungsbedingungen einen bedeutenden Einfluss auf das Schadpotenzial der gefräßigen Larven. So wird der Schaddruck bei Kartoffeln im Spätsommer vor allem durch geringe Niederschläge erhöht, da sich die Drahtwürmer bei trockenen Bedingungen auf der Suche nach Feuchtigkeit eher in die Knollen einbohren.

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