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„Rinder haben ein gutes Gedächtnis für schlechte Erfahrungen“

Prof. Dr. Temple Grandin lehrt Tierwissenschaften an der Colorado State University (USA). Sie ist Autistin, fühlt und sieht wie Tiere. Mithilfe dieser Begabung entwickelte sie erfolgreich tierschutzgerechte Haltungs- und Schlachthofanlagen. Heute laufen die Hälfte der amerikanischen Anlagen nach ihrem Konzept.

Lesezeit: 3 Minuten

Prof. Dr. Temple Grandin lehrt Tierwissenschaften an der Colorado State University (USA). Sie ist Autistin, fühlt und sieht wie Tiere. Mithilfe dieser Begabung entwickelte sie erfolgreich tierschutzgerechte Haltungs- und Schlachthofanlagen. Heute laufen die Hälfte der amerikanischen Anlagen nach ihrem Konzept. 2010 wurde sie vom Time Magazine als eine der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt benannt. top agrar sprach für die Ausgabe 1/2015 mit ihr, ein weiterer Classic-Beitrag aus unserem Archiv:


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In ihren Vorträgen und Veröffentlichungen fordern Sie Landwirte auf, ruhig mit ihren Tieren umzugehen. Das ist jedoch mehr als nur ein gut gemeinter Ratschlag. Was steckt dahinter?


Prof. Grandin:Wenn man Rinder hält und jeden Tag mit ihnen arbeitet, sollte man wissen, wie sie wahrnehmen. Das hilft, ihr Verhalten besser einzuschätzen und ihre Reaktionen zu verstehen. Beherzigt man die Aspekte ihrer Wahrnehmung, ermöglicht das einen stressfreien Umgang.


Zum Beispiel hören sie anders als wir. Während Menschen am besten Töne zwischen 1 000 und 3 000 Hz hören, nehmen Rinder dagegen am besten zwischen 7 000 und 8 000 Hz wahr. Sie hören also höhere Töne besser und hören Geräusche, die wir nicht wahrnehmen können. Schreien und Pfeifen erhöhen die Herzfrequenz übrigens deutlich mehr als das Geräusch eines zufallenden Tores. Am besten verhält man sich ruhig, wenn man mit Rindern umgeht. Dann bleiben auch die Tiere ruhig.


Man beobachtet oft, dass Kühe vor Klauenbädern stehenbleiben und sich weigern hindurchzugehen …


Prof. Grandin:Das dreidimensionale Sehen von Rindern ist schlechter ausgeprägt als bei Menschen. Vor reflektierenden Oberflächen, wie Klauenbädern schrecken sie deshalb zurück. Auch nehmen sie Schatten als Hindernis wahr und scheuen sich darüber zu gehen. Hier ist es wichtig, dem Tier Zeit zu geben, die Eindrücke aus der Umwelt zu verarbeiten.


Dasselbe gilt, wenn Färsen das erste Mal den Melkstand betreten. Dort gibt es viele Gegenstände aus Metall sowie Licht, Geräusche und Bewegungen der Melker, die das Tier erstmal verunsichern oder in Panik versetzen. Wenn Rinder gestresst sind, handeln sie nach ihrem Instinkt. Sie wollen sich selbst verteidigen.


Aufgrund dessen schlagen und treten sie. Das ist ein unschönes Erlebnis für beide Seiten. Und: Rinder merken sich schlechte Erfahrungen ausgesprochen gut. Es ist daher wichtig, dass das erste Mal Melken ein positives Erlebnis für das Tier wird. Ich rate, Färsen vor der Kalbung in der Herde laufen zu lassen und ihnen so die Möglichkeit zu geben, sich an die Abläufe und den Melkstand zu gewöhnen.


Sie beschäftigen sich viel damit, wie man Rinder richtig treibt. Welche Tipps können Sie unseren Lesern geben?


Prof. Grandin: Für das Treiben von Bullen z. B. hat es sich bewährt, Plastikbänder an einem Stock zu befestigen. Mit sehr kleinen und vorsichtigen Bewegungen des Stocks entlang des Kopfes kann man den Bullen in die gewünschte Richtung lenken. Bei großen Gruppen hingegen genügt es, dass man sich im 90° -Winkel zur gewünschten Treiberichtung bewegt. Dabei gilt immer, sich ruhig zu verhalten. Sind Tiere einmal in Panik geraten, dauert es 20 bis 30 Minuten, bis sie sich wieder beruhigt haben.

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