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Breitscharhobel von BSH packt das Unkraut an der Wurzel

Ein neues Gerät aus Österreich arbeitet extrem flach. Der BSH „hobelt“ Unkräuter und Ausfallsamen einfach weg. Kann man dadurch Glyphosat einsparen? Landwirt Hans Gnauer hat das Gerät getestet.

Lesezeit: 8 Minuten

Herbizide stehen in der Kritik, vor allem Glyphosat. Mit welchen Geräten lassen sich Unkräuter am besten mechanisch packen? Von LagroTechnik, einem kleinen Unternehmen aus Österreich, kommt dazu ein neues Konzept: Der Breitscharhobel BSH.

Im trockenen Sommer 2018 konnten wir den Breitscharhobel (BSH 450) mit 4,50 m Arbeitsbreite ausführlich testen. Der BSH ist ein Gerät zur extrem flachen Bodenbearbeitung. Auf den 4,50 m verteilen sich sechs einzelne Schare mit je 85 cm Breite. Jedes Schar besteht aus zwei Seitenteilen, die dachförmig angestellt sind. Die Schare sind über ein federbelastetes Parallelogramm an einem Rahmen montiert.

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Ganzflächig ab 3 cm Tiefe

Vor jedem Schar laufen drei (Schneid-)Rollen zur Tiefenführung. Hinter den Scharen folgen kleine verstellbare Striegelzinken. Bei 10 cm Überlappung der Schare schneidet der BSH bereits ab 3 cm Bearbeitungstiefe ganzflächig alles ab. Das ist der Bereich, wo es der Pflanze am meisten weh tut: genau beim Vegetationskegel bzw. leicht darunter am Wurzelhals.

Die Tiefe lässt sich entweder über Bolzen und Lochleisten oder gegen Aufpreis über Spindeln einstellen. Am Rahmen gibt es vorne an beiden Seiten noch je zwei einstellbare Tasträder. Sie sollen verhindern, dass der BSH zu tief in den Boden greift.

Anfangs hatten wir diese Räder noch nicht richtig eingestellt, wodurch wir mit etwas zu viel Druck auf den Parallelogrammen unterwegs waren. Die Folge war, dass ein Bolzen, der die Federung der Parallelogramme trägt, von den Rollen vor den Scharen abgeschürft wurde. Der Hersteller will das künftig noch ändern.

Die 4,50 m Arbeitsbreite lässt sich ab 150 PS, besser 200 PS vernünftig einsetzen. Das Gewicht ist mit 2950 kg recht stolz. Es ist aber nötig, damit der BSH auch in trockenem Boden gut einzieht.

Wir haben den BSH beim Stoppelsturz (Stroh nachgemulcht) unter wirklich trockenen Bedingungen eingesetzt. Unkraut und schon aufgelaufenes Ausfallgetreide wurden gut erfasst und abgeschnitten.

Bis zu 25 km/h

Bei diesem Einsatz konnten wir etwa 15 bis 25 km/h schnell fahren. So kommt man auf eine Flächenleistung von ca. 5 ha pro Stunde. Die Geschwindigkeit ist nötig, denn unter 15 km/h ergab sich kein gutes Arbeitsbild.

Bei größeren Strohmengen blieb nicht immer eine ebene Oberfläche. Uns fiel eine Schwadbildung des Strohs wie bei zweibalkigen Flügelschargrubbern auf. Durch Verstopfungen am kleinen Striegel bildeten sich teilweise Strohhügel.

Eine Nachfahrt mit einem Schwerstriegel konnte die Schwadbildung lösen und auch den Boden einebnen. LagroTechnik hat mittlerweile das Gerät weiterentwickelt und bringt eine einfache Kombination der beiden Geräte auf den Markt, den BSH LS.

Der eigentlich angedachte Arbeitsbereich des BSH ist die zweite Überfahrt, um Ausfallgetreide und Unkräuter zu entfernen. Hier ist das Gerät quasi zu Hause und auch die Einebnung funktioniert besser. So konnten das aufgelaufene Unkraut und das Ausfallgetreide nach einem vorangegangenen seichten Grubberstrich bestens entfernt werden, teils mit Geschwindigkeiten über 30 km/h. Dabei wirft der BSH ordentlich Boden zur Seite, weshalb Leitbleche gut wären. Der Hersteller will auch das nun verbessern.

Tempo kostet Standzeit bei den Scharen. Wir sind bis jetzt knapp 100 ha gefahren und haben die Tiefe der Schare einmal angepasst. Nach dem Praxistest schätzen wir, dass sie unter unseren Bedingungen bis zu 150 ha, eventuell auch zu 200 ha halten werden. Es gibt aber auch eine mit Hartmetall bestückte Variante, die aber mit ca. 600 € pro Scharhälfte recht teuer ist.

In jedem Fall konnten wir bei richtiger Einstellung einen sauberen Schnitt erreichen. Das Schar ist übrigens mit einer Scherschraube gegen Überlast gesichert. Hier fiel uns auf, dass sich durch die Einsatzbedingungen das Schar in der Halterung etwas lockerte. Die Folge war ein unsauberer Schnitt. Das ist ein weiterer Punkt, den die Konstrukteure ändern werden.

Besonders interessant erscheint uns der Einsatz des BSH im Kombination mit dem Einsatz eines Schwerstriegels. Der Striegel macht den Anfang, um das Stroh besser zu verteilen und schon etwas anzurotten. Allerdings ist je nach Bodenverhältnissen oft zu wenig Erde vorhanden, um das Ausfallgetreide mit den Zinken gut auszustriegeln. Man müsste alle fünf bis sieben Tage mit dem Striegel über die Felder fahren. Dann kommt oft eine kurze Regenperiode dazwischen und schon bringt man den Ausfall nicht mehr mit dem Striegel weg.

Optimal nach Striegel

Hier hat sich gezeigt, dass nach ein bis zwei Striegelüberfahrten und schon auflaufendem Ausfall der BSH alle unerwünschten Pflanzen beseitigt. Danach kann man das Feld durch Blindstriegeln bis zur nächsten Aussaat sauber halten. Nebenbei verbessert sich die Strohrotte deutlich. Falls nötig kann eine weitere Überfahrt mit dem BSH folgen.

Im trockenen Sommer 2018 fiel uns beim Stoppelsturz auf, dass nach dem BSH durch den flachen Schnitt mehr Restfeuchtigkeit im Boden blieb als mit Scheibenegge oder flachem Grubbereinsatz. Das führte zu besseren Feldaufgängen von Raps und Zwischenfrüchten. Sie keimten mit dem Restwasser im Boden unter den schwierigen Bedingungen und das führte zu einer guten Bestandesetablierung.

Auch gegenüber Böden mit guter Strohabdeckung, die nur gestriegelt wurden, hatten wir den Eindruck, dass etwas mehr Bodenfeuchte vorhanden war. Das dürfte darauf zurück zu führen sein, dass bei den extrem heißen und trockenen Bedingungen die Strohabdeckung alleine keinen ausreichenden Verdunstungsschutz mehr bieten konnte. Durch den Schnitt mit dem BSH wurde die Kapillarität scheinbar besser unterbrochen als nur mit dem Striegel. Der BSH lässt das Stroh trotzdem an der Oberfläche, der Verdunstungsschutz bleibt erhalten.

Der Einsatz des BSH hat auch Grenzen. Bei zu nassen Bedingungen kann man den Böden schaden. Der scharfe Schnitt verschmiert die Poren und hemmt so den Gasaustausch.

Durch die flache Bearbeitung kann der BSH Spuren im Feld nicht aufbrechen und beseitigen. Hier bleibt der Grubber im Vorteil.

Die trockenen Bedingungen des Sommers 2018 brachten kaum Probleme beim Einzugsverhalten mit sich. Lediglich in den Ecken, wo man durch mehrfache Überfahrt Verdichtungen hat, war der Einzug etwas knapp. Hier schabte der BSH aber den Boden ab, das Unkraut und Ausfallsamen waren trotzdem weg.

Ohne Glyphosat...

Ein direkter Vergleich von Grubber und BSH bei Ausfallraps brachte folgendes Bild: Uns ist aufgefallen, dass der Ausfallraps auf der Testparzelle des BSH nicht mehr wieder kam. Beim Grubber daneben allerdings wurden einige Pflanzen nur umgesetzt und wuchsen wieder weiter.

Der BSH hingegen schneidet das Unkraut an der Wurzel. Einmal durchschnittene Pflanzen wachsen nicht mehr weiter.

Ist aber ein echter Glyphosatersatz wie zum Beispiel bei Wurzelunkräutern möglich? Wir meinen ja. Allerdings ist das mit Aufwand verbunden. Um der Distel wirklich Herr zu werden, sind fünf bis sechs Überfahrten im Abstand von je einer Woche nötig. Die Distel wird durch das ständige Abschneiden immer neu zum Austrieb gezwungen und dieser Neuaustrieb kostet sie Energie. Das wird so lange gemacht, bis die Distel alle Reservestoffe in der Wurzel aufgebraucht hat und sie ausgehungert ist.

Nach den bisher gemachten Erfahrungen können wir uns gut vorstellen, dass der überarbeitete BSH mit Schwerstriegelzinken auch im Frühjahr nach Zwischenfrüchten die Altverunkrautung entfernt. Allerdings muss hier besonders auf die Bodenfeuchtigkeit geachtet werden um keinesfalls Schmierschichten zu produzieren.

Wenn in Zukunft durch ein Glyphosatverbot eventuell keine Direktsaat mehr möglich scheint, so kann der BSH zumindest eine verbesserte Mulchsaat ermöglichen. Ohne Glyphosat wird man allerdings mit einer gewissen Erosionsgefahr leben müssen.

Die Wartung des BSH 450 beschränkt sich im Wesentlichen auf das Abschmieren von immerhin 80 Schmierstellen. Ab und an sind die Schare zu tauschen, was aber mit ein paar Handgriffen erledigt ist. Die verwendeten Materialien sind hoch vergütete Stähle. Die Schare sind besonders gehärtet. An den Lagerstellen der Parallelogramme montiert der Hersteller besonders robuste Lager aus dem Industriebereich. Der BSH soll eine möglichst lange Standfestigkeit erreichen.

Die Entwicklung und die Qualität haben ihren Preis. So beträgt der Listenpreis unseres 4,50 m breiten Testgerätes 32000 € (Preise o. MwSt.). Die 3 m-Variante gibt es ab 16000 €.

Durch die hohe Flächenleistung wäre das 3 m-Gerät auch für größere Betriebe eine Überlegung wert. Denn zum Ziehen reichen auch kleinere Traktoren um 100 bis 120 PS, die im Sommer eventuell weniger laufen als die größeren Schlepper.

...geht es, aber mit Aufwand

Der BSH von LagroTechnik ist darauf spezialisiert, um Ausfallgetreide bzw. Unkraut sicher und mit großer Flächenleistung zu beseitigen. Wir halten bei einem Einsatz des BSH einen Verzicht auf Glyphosat mit halbwegs vertretbarem Mehraufwand und noch einigermaßen passablem Erosionsschutz für möglich.

Alle im Test aufgetretenen leichten Mängel wurden erkannt und fließen nun in verbesserte Weiterentwicklungen des BSH ein. Sehr interessant und wichtig erscheint uns der BSH für Ökobetriebe, wo er möglicherweise zu einem Standardgerät gegen Unkraut werden könnte.

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